In Fortsetzung unserer Artikel Die Wurzeln
der DSR und Ausbildung
in der DSR, beides Beiträge von unserem unvergessenen
maritim-historisch wirkenden Wolfgang Jacob aus Freiberg in
Sachsen, wollen wir an dieser Stelle speziell die Gebäude der
Deutschen Seereederei abbilden. Diese umfassen den Stammsitz der
Reederei im Wandel der Zeiten, reedereieigene Werk- und
Ausbildungsstätten an Land, Lehrlingswohnheime, Seeleuteheime und
so weiter. Die Provisorien und Anmietungen zwecks Schulung und
Unterbringung in den Anfangsjahren wurden hier (noch) nicht berücksichtigt.
Daher erheben wir zunächst keinen Anspruch auf Vollständigkeit
und sind offen für Hinweise, Ergänzungen und Zusendungen.
Die "Häuser der DSR" sowie einige weitere
reedereibezogene Ereignisse, die auf unserer Website anderweitig
nicht bzw. nur unter anderem genannt wurden, sind in diesem Artikel
in einen jährlichen Zeitstrahl eingebettet, an dem auch der
Beginn, der Aufstieg und der Niedergang der Handelsschiffe der
DSR-Flotte ablesbar sind. Fotos bzw. Informationen auch aus späteren
Jahren sind bis auf wenige Ausnahmen jeweils dem ersten
aufgetretenen Ereignis beigestellt.
DEUTFRACHT/Seereederei bzw. Deutsche
Seereederei Rostock
Tragfähigkeit in [tdw] gesamte Flotte
Transportleistung in [t] (Tonnen) des Jahres
Betriebsberufs-, später Betriebsschule
Überseehafen Rostock / Seehafen Rostock
Lehrlingswohnheim
Reederei F. Laeisz G.m.b.H.
Verwaltungen der Reedereien DSR, RFL, AIDA
ohne Angabe unter "Seeleute" diese umfassend / leer =
keine Angabe
Die Aufgaben der mit Wirkung des 1.
Juli 1952 neugegründeten Reederei in Rostock (DSR) waren klar,
und der Betrieb ging an die Umsetzung. Anfangs fehlten dazu
viele Voraussetzungen. Mit 36 Kolleginnen und Kollegen begann
die Arbeit, davon gehörten 21 zur Besatzung der VORWÄRTS (s. Dampfer1), die
die Reederei von der DSU übernommen hatte und zunächst auch
das einzige Handelsschiff des Betriebes war. 15 Mitarbeiter
waren für die Verwaltung zuständig. Sie etablierten sich in
einem Haus in der Straße »Am Strande« (ehemaliges Lager
Reederei Ahrends bzw. Cords, genannt "MS ERICHSON"
nach dem versierten Lagerchef) (14) und im Stauereigebäude im
Rostocker Stadthafen in der Nähe des Hafentors Kabutzenhof
("Ecke Warnowufer/Eschenstraße", jetzt "Bühne
602"). In wenigen Räumen waren die Direktion, die
technische Leitung, die Befrachtung, der Investbeauftragte,
Buchhaltung, Kasse, Planung und das Ausrüstungs- und
Versorgungslager untergebracht. Soziale und kulturelle Bereiche
gab es noch nicht.
Dieser Hafenschuppen wurde erst 1948 für die DERUTRA
Deutsch-Russische Transport AG, Zweigniederlassung Rostock, neu
errichtet (15)
und später noch lange Jahre für die Versorgung der Flotte und
einen Teil der DSR-Werkstätten genutzt.
Erster Stammsitz der DSR durch
die Jahre
1953
2
2.000
49.964
"Schiff" Nummer zwei
72
30
1950 ging der
Leichter QUISTORP IV als Teil der "herrenlosen Flotte"
auf ministeriale Anordnung hin an die Deutsche Schiffahrts- und
Umschlagzentrale (DSU). Danach soll der Leichter bis 1952 in
Greifswald aufgelegen haben. 1953 nun ging der Seeleichter
als FORTSCHRITT an die gerade man ein Jahr zuvor gegründete
DSR.
1954
3
10.345
Reederei ohne Schiffe
129
27
Im Februar
1954 mussten beide Seefahrzeuge außer Betrieb genommen werden,
der Dampfer wegen irreparablem Kesselschadens und der
Seeleichter wegen starkem Korrosionsfraß im Unterboden. Bis zur
Übernahme der ersten Schiffsneubauten Okt./Nov./Dez. 1954 war
die DSR für ein gutes halbes Jahr diese sogenannte
"Reederei ohne Schiffe". Aber dann ging es wirklich
vorwärts, s. Schiffstypenliste.
1955
9
13.475
133.600
244
31
1956
17
17.295
171.266
DSR-"De Stürman"
311
86
94
Die erste Betriebszeitung der DSR erschien im
November 1956 unter dem richtungsweisenden Namen "De Stürman".
Hier wird eine Ansicht der Titelseite gezeigt.
1957
21
46.859
369.900
ehemaliges WSA
430
208
97
Das Foto links zeigt das ehemalige
Wasserstraßenhauptamt in der Langen Straße. Der
Nachkriegsneubau (Fertigstellung 1952, (15)) mit der Hausnummer 6 sollte später
wieder weichen für die perfekte Neugestaltung der Prachtstraße.
Es stimmte die um 15 m vorstehende Sichtachse für die dann erst
errichteten Folge-Neubauten nicht mehr (s. u.).
Doch zuvor wurde das Haus 1957 von der DSR-Verwaltung "im
Handstreich" übernommen, um mehr Raum für die gewachsenen
Aufgaben verfügbar zu haben. S. dazu Goldhofers
Zeitreise 36 - Die Deutsche Seereederei.
DSR im ehemaligen Wasserstraßenamt Rostock noch in der vorigen
Straßenflucht der Langen Straße (um 1960), „Haus der
Schiffahrt“ im Bau Selten publiziertes Foto eines
renommierten Rostocker Fotografenmeisters (Schäfer, Vetter,
Koch?)
Ausschnitt: seeleute-rostock.de 2020
Das Gebäude
wurde 1966 abgerissen, ein Neubau mit Apotheke und Wohnungen war
entstanden.
Das neue Haus mit dem Möwengiebel Lange Straße 6 im eigenen
Stil, aber gut für die Prachtstraße Foto eines renommierten Rostocker
Fotografenmeisters (Schäfer, Vetter, Koch?)
Nicht-DSR-Ansicht: seeleute-rostock.de 2020
1958
31
167.035
592.251
DSR-"VOLL VORAUS"
745
190
148
Dem Entwicklungstrend der Flotte folgend wurde
das Betriebsblatt ab November 1958 in VOLL VORAUS umbenannt.
Hier wird eine Ansicht der Titelseite gezeigt.
Die Reederei
benötigte eigene Reparaturkapazitäten, weil die zumeist jungen
Werften mit Reparationen und Schiffsneubauten voll ausgelastet
waren und an Schiffsreparaturen kein Interesse hatten. Doch die
aktiven Schiffe mussten zeitnah und kostengünstig in Betrieb
gehalten werden. Dazu ging die junge Reederei mit Rostocker
Handwerksbetrieben Kooperationen ein. Sie wurden dann zwecks höherer
Verfügbarkeit von der Reederei gütlich übernommen.
- 1959 Maschinenbau Zahrendt, Altschmiedestr., wurde die
Maschinenbau, Rohr- und Deckschlosserei;
- 1959 E-Werkstatt bei vormals Zahrendt, Altschmiedestr.;
- Kümo-Reparaturen zunächst Fa. Buuck, Neue Werderstr., ab
1962 Kümo-Werkstatt im Stadthafen;
- 1961 Kältewerkstatt am Alten Markt (ehem. Bonbonfabrik
Frost);
- 1961 Betriebsmittellabor im Gebäude Frost am Alten Markt;
- 1963 Tischlerei vormals Behrends, Friedhofsweg, verblieb ab
1972 als Werbemittelbau der DSR;
- 1963 Kfz-Werkstatt Kröpelin, Fa. Kadow, komplett angemietet;
- 1966 Brandschutzwerkstatt im Gebäude Frost am Alten Markt;
Später wurden die Werkstätten in den ÜSH bzw. nach Langenort
verlegt (s. u.).
1960
48
282.512
1.375.319
1.752
305
247
1961
63
344.832
1.593.238
2.147
425
226
1962
84
491.983
2.744.992
im „Haus der Schiffahrt“
2.880
534
236
Ende 1962 konnte die Reedereiverwaltung
das »Haus der Schiffahrt«, ein repräsentatives Domizil im
Rostocker Stadtzentrum, beziehen. 1958 begonnen, wurde es nach
dreijähriger Bauzeit als eines der wenigen Verwaltungsgebäude
fertiggestellt. Das Bauwerk im internationalen Stil der
sechziger Jahre prägte die Innenstadt.
Mit diesem Gebäude Nr. 1 am Eingang zur Langen Straße hatte
Rostock wieder ein richtiges Schifffahrtskontor an der Warnow.
Die für den Bezug erforderlichen zahlreichen Genehmigungen
wurden von der DSR mit großer Beharrlichkeit durchgesetzt.
1963
99
594.467
4.614.071
Soziales Engagement
3.739
603
341
Nun dienten
weitere Landeinrichtungen der Betreuung der Mitarbeiter der
Reederei. Aus den ebenfalls bescheidenen Anfängen entstand ein
wirksames System mit den Schwerpunkten Familie, Urlaub, Kinder,
Wohnraum, Senioren sowie Kultur und Sport.
- 1963 "Schulungs- und Urlauberzentrum" in Rerik mit
106 Betten in 24 Bungalows und Wirtschaft;
- später weitere Urlaubsobjekte in Meschendorf bei Rerik, Insel
Kirr und Zeltplatz Timmendorf/Poel;
- Urlaubsobjekte auch in Harzgerode sowie in Schellerhau im
Erzgebirge;
- insgesamt 337 Urlaubsplätze sowie kooperative Austauschplätze
sogar bis ins Ausland;
- Kinderkrippen und Kindergärten in Rostock, Wismar und
Stralsund;
- 1969 Seemannsheim "Am Bertramshof" in Wismar mit 66
Plätzen;
- 1976 Seemanns-Klub Oldendorf Nähe Überseehafen mit
Unterkunft, Wirtschaft und Freizeit.
Ausbildungszentrum
und Bungalow-Dorf der DSR im Ostseebad Rerik Foto/Archiv: DSR / Print: Broschüre
"15 Jahre DSR", Rostock 1967 / Digitalisat:
seeleute-rostock.de 2020
Mit neuem Zeitungskopf kündigte die
Betriebszeitung der DSR das soziale Engagement an.
Archiv: Seeleute Rostock e.V., Redaktion
neue "Voll Voraus", 2020
1964
113
750.495
5.693.908
4.500
190
1965
129
840.559
6.242.538
BS Krischanweg, Lehr- & Werkstätten
im ÜSH
382
Ab 1. Januar
1965 konnte schrittweise ein eigenes Aus- und
Weiterbildungsobjekt (Betriebsakademie) mit Schule, Wohnheim und
Verwaltung auf Rostocker Stadtgebiet im Krischanweg des
Stadtteils Reutershagen genutzt werden. Die zügige Erhöhung
der Anzahl der Schiffe der Reederei in den 1960er Jahren führte
zu einer schnell wachsenden Anzahl von Lehrlingen, die jährlich
ihre Ausbildung bei der DSR aufnahmen.
Es wurden in den Räumen im Krischanweg beispielsweise auch
C2-Lehrgänge für viele maritime Betriebe der DDR sowie
C4-Lehrgänge im Rahmen der Hilfsleistungsprogramme der DDR für
irakische und kambodschanische Nachwuchskräfte durchgeführt.
Die meisten
Werkstätten des am 1. Januar 1959 gebildeten
DSR-Reparaturbetriebes wurden vom Stadthafen in den Überseehafen
Rostock verlegt, denn eine neue, komplett ausgerüstete
DSR-eigene Werkstatt von 1.400 Quadratmetern, mit 200 Arbeitsplätzen
und einem Sozialgebäude stand jetzt zur Verfügung. Eine Kälte-
und Brandschutzwerkstatt, zwei Tischlereien sowie je eine Außenstelle
in Stralsund und Wismar vervollständigten nunmehr den Betrieb.
Beschluss am
1. Juli 1965: Der 13. Oktober eines jeden Jahres ist der „Tag
der Seeverkehrswirtschaft“.
24. August
1965: DSR nunmehr ausschließlich mit Diesel-, Schweröl- und
Heizölantrieb unterwegs
1966
152
914.772
6.476.560
8.000
390
1967
165
1.024.885
7.227.712
Unterkunft in Rostock ...
390
... im
Bettenhaus der DSR von 1967 bis 1970. Heute Hauptsitz der WIRO,
südlich vom „Haus der Schiffahrt“ - westlich davon war der
Eingang zum beliebten Stadtrestaurant im Hotel Warnow. Das
Bettenhaus war in DSR-Nutzung bis zur Eröffnung des
Seemannsbetreuungszentrums Haus Sonne.
Aber auch Verwaltungseinrichtungen (z. B. das "Büro für
Neuererwesen" (BfN)) waren dort zu der Zeit untergebracht.
„Haus der Schiffahrt“, Lange Straße, DSR-Bettenhaus, Hotel
Warnow (um 1968) Selten publiziertes Foto eines
renommierten Rostocker Fotografenmeisters (Schäfer, Vetter,
Koch?)
Ausschnitt: seeleute-rostock.de 2020
1968
165
1.051.106
7.363.641
Bildung
der Flottenbereiche: Asien/Amerika, Afrika, Mittelmeer, Nord- und
Ostsee, Spezial, Passagier
500
1969
172
1.195.581
7.262.700
DSR in den ÜSH!
630
Die Dienstwege zwischen Reederei und ihren
Schiffen, zwischen Innenstadt („Haus der Schiffahrt“) und Überseehafen,
zwischen Papier und Seemann, wurden inzwischen hinsichtlich der
Zeitökonomie als sehr kritisch eingestuft.
Die Reederei war entweder mit S-Bahn bzw. Bus plus Straßenbahn
oder mit dem Taxi zu erreichen. Selten per Anhalter.
Die Reederei zog 1969 mit Blick auf das entstehende Haus der DSR
vorerst um in Baracken auf dem Gelände des Überseehafens.
1970
177
1.329.088
8.511.000
Haus "Sonne"
6.784
2.514
1.041
Bildung
der zweiten DDR-Reederei:
VEB DEUTFRACHT - Internationale Befrachtung und Reederei Rostock
zur Bereederung der eigenen und fremden Tanker, Bulker, Reefer
zwecks valutawirtschaftlicher Optimierung
Um die stark
wachsende Flotte mit qualifiziertem Wirtschaftspersonal zu
versorgen, stieg die Betriebsschule in die Ausbildung von Köchen
und Kellnern ein mit dem Ziel, die ausgelernten Facharbeiter
vorrangig auf den Schiffen einzusetzen. Was 1969 in einem
Ferienheim im Ostseebad Kühlungsborn begonnen hatte, wurde ab
1970 im jüngst eröffneten Seemannsbetreuungszentrum Haus Sonne
fortgesetzt. Das Restaurant, die Küche, die Konditorei, die
Mokkabar, die Weinbar, das Hauptbüfett und die Hausbar wurden
zu Stationen der Ausbildung. Die fachliche Theorie und die
praktischen Unterweisungen vermittelten die Lehrmeister am
Arbeitsplatz und im Lehrkabinett im Haus Sonne. - Höhepunkte
des Jahres waren die Facharbeiterprüfung mit den
Lehrlingseltern und geladenen Gästen sowie die zentralen
Leistungsvergleiche gastronomischer Betriebe.
Angemusterte
Kochsmaate (Schlachter), die Interesse an der Qualifikation zum
Koch zeigten, wurden lange Jahre in die Privatbäckerei Baberkow
in der Doberaner Strasse, Rostock, zur Weiterbildung als Bäcker
delegiert.
Das
Typ-IV-Schiff "Dresden" ging an Rostock als
"Schiffbaumuseum" und liegt in Schmarl - s. "Tradi".
Vor dem Überseehafen
wurde mit der Errichtung des Hauses der DSR begonnen - 1972
bezugsfertig.
1971
179
1.356.131
9.478.700
LWH Lütten Klein
(3)
Im September
1971 erfolgte der Einzug in das Lehrlingswohnheim in Lütten
Klein mit 420 Plätzen.
1972
194
1.463.869
10.308.000
Haus der DSR am ÜSH
Für die
Verwaltung der Firma/Firmen war nun vor dem Haupttor des Überseehafens
Rostock ein neues Gebäude mit 8.215 m² Bürofläche verfügbar
- in der gängigen, uninspirierten Plattenbauweise. Wenigstens
wurde dieses neue Stammhaus der DSR über dem südwestlichen
Eckgiebel weithin sichtbar mit dem "DSR-Würfel"
verziert.
Nach Bezug
des Gebäudes Haus der DSR wurden die 1969 bezogenen Baracken
anderweitig genutzt, zum Beispiel für die
Materialbeschaffung der DSR.
1973
190
1.465.308
11.498.400
LWH Lessingstraße
In der
Rostocker Lessingstraße wurde das Wohnheim für
Wirtschaftslehrlinge bezogen, was einen kürzeren Weg zum Haus
Sonne mit sich brachte.
Unter neuem Zeitungskopf erinnerte die
Betriebszeitung der DSR im Juli 1973 an ihre legendären
Typ-IV-Schiffe (s. Typ-IV, der Frachter). Archiv: Seeleute Rostock e.V.,
Redaktion neue "Voll Voraus", 2020
1974
194
1.734.298
11.598.100
DEUTFRACHT/SEEREEDEREI
Nach der Zusammenlegung gab es
wieder nur eine DDR-Reederei für den Seehandel - VEB
DEUTFRACHT/SEEREEDEREI ROSTOCK benannt. Das weltweit bekannte
Akronym DSR blieb somit bestehen. Die Flottenbereiche wurden
gleichzeitig auf drei reduziert: Asien/Amerika,
Mittelmeer/Afrika, Spezialschifffahrt.
Die
DSR-Inspektion des FB Mittelmeer/Afrika war in Wismar hinter dem
Wassertor (Spiegelberg) ansässig.
Das Kombinat
Seeverkehr und Hafenwirtschaft (KSH) nahm seine Arbeit auf. Dem
wurde noch die Industriekreisleitung der SED Seeverkehr und
Hafenwirtschaft (IKL) vorgesetzt, der fachlich zumeist
unbeleckte Mitglieder angehörten, die jedoch fortan
entscheidende Prozesse beeinflusste. Der Sitz des KSH und der
IKL war ebenfalls im Haus der DSR am Rostocker Überseehafen.
Seit dem
1.1.1974 wurde in Langenort im Bereich
"Rationalisierungsmittelbau" daran gearbeitet.
Entsprechend
höherem Beschluss wurde die Lange Straße 1 den Gewerkschaften
übergeben. Es wurde vom »Haus der Schiffahrt« zum »Haus der
Gewerkschaften« umgewidmet.
Das Institut
des Seeverkehrs und der Hafenwirtschaft (ISH) wurde als
Wissenschaftlich-Technisches Zentrum in der Rostocker Lagerstraße
26 weitergeführt, und das Ingenieurbüro für Rationalisierung
(IBR) blieb erhalten.
In einer
anfangs leeren, vorher landwirtschaftlich genutzten Halle in
Kritzmow, deren umliegende Flächen und Gebäude in die Rechtsträgerschaft
der DSR übergingen, wurde unter recht schwierigen Bedingungen
begonnen, einen zunehmend rationellen Fertigungsstandort für
DSR-Konsumgüter aufzubauen. Neben anderem wurden Türdrückergarnituren
und Möbelbeschläge hergestellt.
1977
203
1.853.914
12.675.700
25 Jahre DSR!
Per
30. März 1977 war im Jubiläumsjahr sogar mit 203
DSR-Frachtschiffen die höchste Anzahl gleichzeitig in
Fahrt.
Am 1. Juli 1977 beging die DSR ihr 25-jähriges Betriebsjubiläum,
dem natürlich auch die links nebenstehende Ausgabe der
damaligen "VOLL VORAUS" gewidmet war. Ab 31. August 1977 erlernten auf dem Schiff "Georg Büchner"
zwar weiterhin etliche angehende DDR-Seeleute die Seemannschaft
und die Beherrschung der Maschinentechnik, aber die Sache mit
den Seebeinen blieb dabei auf der Strecke, weil das Schiff in
Rostock-Schmarl fest vertäut worden war.
1978
196
1.857.299
12.029.000
1979
194
1.898.349
12.070.700
1980
192
1.877.370
12.552.500
Ladehilfsmittellager
1.120
Stahlstropps,
Schäkel, Seilklemmen, Spannschrauben, Gurte, Abdeckplanen,
Netze, Bambusstangen, Stauholz, Containerstaustücke,
Twistlocks, Spreaders, Zurrstangen, Trailerzubehör - Beispiele
für die große Palette von Ladehilfsmitteln zum Stauen und
Zurren, für die in der Nähe des Südtors des Überseehafens
ein 6.000 m² großes Freilager nebst einem Teil der
damaligen "SU-Halle" für sichere Verschläge und für
Verwaltungsräume übernommen wurden.
1991/92
erfolgte noch ein kompletter Neubau mit Halle und besonders
tragfähigen Flächen mit neuen Aufgaben: Bewirtschaftung und z.
T. eigene Instandsetzung (Wartung, Pflege, Kleinreparaturen wie
Räderwechsel) der damals rund 1.300 DSR-eigenen 20"- und
40"-Rolltrailer.
1981
178
1.624.977
(5) (10)
(11)
1982
174
1.429.943
Werkstatt Langenort
Objekte wie
eine 40-Tonnen-Traverse für MS HETTSTEDT erforderten größere
Produktionsräume und neue Maschinen. Im Winter 1977/78 zogen
also zwei Meisterbereiche der Flotteninstandhaltung vom Bauhof
im Silobezirk nach Langenort. Hier wurde am 1. Februar 1978 der
»Rationalisierungsmittelbau« untergebracht. Zur Einsparung von
Devisen wurden hier Ersatzteile und Baugruppen hergestellt, um
Importe aus dem nichtsozialistischen Wirtschaftsgebiet abzulösen.
Es entstand ein »Werk«, das bis 1987 einen Produktionsumfang
von über zehn Millionen Mark erreichte. In Überseehafennähe
entstand ein zentraler Komplex, der 1990 440 Mitarbeiter beschäftigte,
davon 240 in der Produktion. Forschung, Konstruktion und
Produktion waren weit gefächert, da außer der Flotte auch die
Häfen und alle Teilbereiche des KSH beliefert wurden.
1983
175
1.510.676
1984
173
1.473.657
Containerwerkstatt
Eine ursprünglich
für den Überseehafen südlich des Hafenbeckens C errichtete
Ersatzteilhalle wurde im Jahr 1983 mittig geteilt und mit einer
1.000 m² Beton-Freifläche versehen. In einem Flachbau
wurden Verwaltungs- und Sozialräume eingerichtet. Über
verschlungene Wege konnten ein Spezialgabelstapler mit
Drehspreader für 20"- und 40"-Container vom Typ
Valmet, hydraulische Pressen sowie Trennschleifer und -scheiben
beschafft werden. Die Containerwerkstatt wurde großzügig mit
importierten Schweißgeräten (MIG/MAG) versorgt. Einweihung war
am 1. Mai 1984.
1985
171
1.489.319
11.400.000
1.145
(4)
(5)
(6) (11)
1986
176
1.672.001
11.600.000
1987
171
1.638.549
13.100.000
1988
164
1.758.323
13.700.922
1989
163
1.549.693
14.000.000
9. November 1989
1990
143
1.390.645
18.06.1990 DEUTSCHE SEEREEDEREI GmbH
ROSTOCK (in Treuhand)
7.606
3.669
940
Der Rückbau
der seit 1969 von der DSR genutzten Baracken im Überseehafen
begann.
Die Betriebszeitung "VOLL
VORAUS", Organ der ehemaligen Politischen Abteilung der
DSR, wurde im Februar durch das unabhängige
"DSR-Journal" abgelöst, welches bis 1993
herausgebracht wurde.
Völlig neue Themen waren Selbstständigkeit, Hafen Hamburg,
Crew Leasing, Rehabilitierung, Senator-Linie neben Anzweifelung
des Neuererwesens und Ankündigung der Hanse-Ausstellung.
Und man warb um neue Ideen zur Gestaltung/zum Inhalt des neuen
Blatts.
Am 3.
Oktober 1990 wurde um 08:00 Uhr auf allen Schiffen die
bundesdeutsche Flagge gesetzt, und die DSR GmbH wurde ein
Schifffahrtsunternehmen des vereinigten Deutschlands.
1990 gründeten sich der Verein der Kapitäne und
Schiffsoffiziere e.V. Rostock (VKS), der Verein der
Schiffsingenieure zu Rostock e.V. (VSIR), ebenfalls bestand
schon der Seefunk FX Intern e.V.
1991
100
1.237.938
Die DSR-"Platte"
3.724
1.604
518
(5)
(6)
(7)
(8)
(9)
(10) (11)
Auf dem Dach ist das Radom für die Antennen der
reedereieigenen Bodenstation für die satellitengestütze
Navigation und Kommunikation auszumachen.
1992
78
1.098.155
Das Haus am SHR
2.998
960
1992-94 wurde
das DSR-Bürogebäude am Überseehafen umfassend saniert und
modernisiert (4 Mio).
1993
48
896.479
DSR privatisiert!
1.978
724
63
Die stärkere
Konzentration auf das Kerngeschäft "Schifffahrt"
wurde vorgenommen, zuvor waren die die DSR unterstützenden
Geschäftsbereiche (Werkstätten, Läger, Urlaubsobjekte,
Kfz-Park u.s.w. inkl. Gebäude) in eigene bzw. Tochter-Firmen überführt
worden.
Die 1990
begonnene Sanierung des Gebäudes „Haus der Schiffahrt“ in
der Langen Straße, umfassend Asbestentsorgung und moderne Wärmedämmung
bis hin zur Verkabelung, wurde beendet. Nunmehr wird es ohne
jeglichem Schriftzug auf dem Dach wieder mit dem ursprünglichen
Namen bezeichnet.
Der Reeder
Schües (RFL) und der Kaufmann Rahe aus Hamburg übernahmen die
DSR: RFL die Frachtschifffahrt sowie Herr Rahe das
Urlauberschiff, das „Haus der Schiffahrt" und die
weiteren Immobilien.
1994
46
828.262
Neue Zeichen im SHR
2.011
937
73
Im „Haus
der Schiffahrt“ wurde das Baltic-Reisebüro/Lufthansa City
Center (Tochter der Reederei Hansa AG), hervorgegangen aus der
DSR-Reisestelle, im Erdgeschoss der Langen Straße 1 eröffnet.
Die DSR
Immobilien GmbH begann mit dem Umbau des Hotels Sonne am Neuen
Markt in Rostock.
1995
39
754.009
Widmungstafel
1.825
936
109
„Haus
der Schiffahrt“, am Südgiebel zur Langen Straße hin:
1996
21
512.706
Büros und Hotels
1.734
885
105
Im August
1996 befand sich das Hotel Haus Sonne im teilweisen Neuaufbau.
Die DSR Immobilien GmbH erwarb auch das Hotel Neptun in Warnemünde
und begann mit einer umfassenden Sanierung.
DSR-Seeleute
vornehmlich von den legendären Typ-IV-Schiffen finden in
Rostock zusammen und beschließen, sich als Verein mit
gemeinsamen Zielen zu gründen: Typ IV Fahrensleute e.V.
(Siehe hier zum Verein.)
1997
0
0
0
DSR ohne Schiffe
1.554
892
109
(5)
1998
Der
Aufsichtsrat der DSR: "Privatisierung erfolgreich
abgeschlossen und vollständig erfüllt".
1998 wurde
der Verein DSR Seeleute e.V. in Freiberg/Sachsen urkundlich
eingetragen.
(7)
1999
RFL trennt sich von DSR. Gründung
der AIDA Cruises Ltd.
Der Rostocker Seeleuteverein (noch
als Typ IV Fahrensleute e.V. bekannt, also wir hier) übernahm
den traditionellen Zeitungstitel, allerdings zunächst nur in
der Form eines Flugblatts, für damalige Themen: Verholung
"Tradi", 30 Jahre "Tradi", Schiffsglocke,
Hanse Sail, Vereinsleben u.s.w.
Seit diesem
Jahr sind wir als Verein auch im Internet gewärtig und
erinnerten am 18.06.2000 - genau dem 10-jährigen Tag der
Umwandlung des VEB DSR in eine GmbH - mit unserer allerersten
News an eben den "30. Jahrestag des Traditionsschiffes
- Informationen hier!"
2001
„Haus der Schiffahrt“
Leerzug des Hauses
der DSR am SHR begann mit dem Umzug der RFL ins „Haus der
Schiffahrt“ ...
2002
Wieder in der Stadt
... und wurde
vollzogen mit dem Umzug der DSR ins temporäre Büro in der
Friedrich-Engels-Straße
(heutige St.-Georg-Straße).
2003
Bundeswehr
Von 2003 bis 2011
war im Haus der DSR am SHR der Logistikbereich des Marineamtes ansässig.
2004
Silo-Halbinsel Rostock
(7)
Das
Businesscenter Stadthafen (Silo 4 und 5) wurde nach erfolgter
Sanierung bzw. Um- und Neubau zum Unternehmenssitz der Deutschen
Seereederei GmbH, der Arkona Hotel AG, der Deutschen Immobilien
AG, der Reederei Hansa AG mit ihrer Tochtergesellschaft H.
Stinnes Linien GmbH und von Seetours sowie später ebenfalls der
AIDA Cruises Ltd.
Mit Beginn dieser Ausgabe erfolgte eine
Abkehr vom Vereinsblatt zur Zeitschrift mit vielseitigen Themen
für Fahrensleute und Freunde der Seefahrt.
2006
2007
2008
Nicht mehr nur Typ IV
Öffnung und Umbenennung des Vereins Typ IV Fahrensleute in
Seeleute Rostock e.V.
2009
„Haus der Schiffahrt“
Die Deutsche
Seereederei GmbH mit ihren Töchtern verlegte ihren
Unternehmenssitz auch wieder in das „Haus der Schiffahrt“.
Die AIDA Cruises Ltd. verblieb im Businesscenter "Silo 4
und 5".
2010
2011
Haus der DSR am ÜSH
Die zwei
Fotos sind von Mitte Oktober 2011 (Herbstferien), da müsste
noch die Bundeswehr dringewesen sein - leider nur schnell auf
dem Weg zur Gedser-Fähre mit dem Handy fotografiert.
2012
"Zu verkaufen"
Foto/Sammlung: Kurt-Werner Langer, Güstrow
2013
Abriss am SHR
(12)
(13)
Im Foto ist die maritime Skulptur "Pilzanker", genannt
"Quirl", zu sehen. Sie befand sich seitdem recht
versteckt hinterm „Haus der Schiffahrt“. Derzeit wurde ein
mehr öffentlicher Standort angestrebt (siehe oben Bild 2c,
siehe auch BORDGESCHICHTEN XVII, S. 36-43) und schließlich
realisiert (siehe "Tradi" - Standort?... - Rostocks
Trumpf! (5)).
Fotos/Sammlung:
K.-W. Langer, Güstrow
2014
AIDA
Die AIDA
Cruises Ltd. errichtete beim Businesscenter "Silo 4 und
5" einen Erweiterungsbau.
2015
2016
Endlich Lobby!
Gründung Maritimer Rat Rostock e.V. (MRR) als Bündelung
maritimer Vereine, Unternehmen und Institutionen der Hansestadt
mit dem Ziel: "Sicherung, Bewahrung und Weiterentwicklung
des maritimen Erbes und der maritimen Kulturgüter"
2017
2018
2019
2020
- Haus der Schiffahrt
- Stadthafen Silo 4 & 5
- Seeleute-Vereine
Wir danken Kurt-Werner Langer,
Heinz-Jürgen Marnau, Dieter Pevestorf und weiteren
sehr für die intensive Zusammenarbeit zum Thema!
Quellen:
(1)
seeleute.de, Wissenswertes, Kalenderblätter bis 1970, Wolfgang
Jacob/Ingo Bochert
(2) "25 JAHRE HANDELSFLOTTE der DDR", DSR Rostock 1977
(3) "Über die Meere, durch die Jahre", AK/Ltg. Peter Köppen,
Hrsg. DSR, Rostock 1982,
erschienen im Verlag Tribüne
Berlin; (30 Jahre DSR)
(4) "INFORMATION 1989/90", VE KSH,
Deutfracht/Seereederei, Pressestelle, Rostock 1989
(5) "DSR - Deutsche Seereederei Rostock" von B. Götz und
H. Wenzel 1996/2004,
erschienen in Koehlers
Verlagsgesellschaft mbH, Hamburg
(6) "50 Jahre Deutsche Seereederei Rostock", AK/Ltg.
Bruno Jenssen, Hrsg. SSMR
Band 9, Rostock, Verlag Redieck
& Schade Rostock 2002
(7) "Fünfzig Jahre Deutsche Seereederei",
Festschrift Deutsche Seereederei GmbH,
Rostock 2002
(8) "REEDEREI F. LAEISZ", Broschüre des Unternehmens,
Rostock 2002
(9) "Deutsche Reedereien, Band 23, DSR", AK, Verl. G.U.
Detlefsen, B. Segeberg, 2004
(10) "Technischer Service für die DSR-Handelsflotte",
H.-J. Marnau, Heft 29, Schriftenreihe
der SGO e.V., Rostock,
2. Auflage, 2005
(11) Seefunk FX Intern e.V. Rostock, DSR
Schiffsdatenbank, 2011/verarbeitet 2020
(12) Norddeutsche Neueste Nachrichten vom 25. September 2013
(13) THB vom 27. September 2013
(14) "Bordgeschichten XVI", DSR-Seeleute e.V. (Hrsg.),
Freiberg 2018
(15) Stadtarchiv Rostock, Auskünfte vom 31. Juli und vom 7. Aug.
2020