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Die Passagierschiffe der DSR
Die Abschiede

Reeder & Manager: DSR Rostock | Heimathafen: Rostock

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Vom bis zum Reederei
01.07.1952 31.12.1973 VEB DEUTSCHE SEEREEDEREI ROSTOCK (DSR)
01.01.1974 18.06.1990 VEB DEUTFRACHT/SEEREEDEREI ROSTOCK (DSR)
18.06.1990 02.10.1997 DEUTSCHE SEEREEDEREI ROSTOCK GmbH (DSR)
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    Schiffstypen ID-Jahr Kurzbeschreibung Größe [BRT]
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9: Urlauberschiffe ab 1960 Passagierschiffe  
9a VÖLKERFREUNDSCHAFT 1960 Ankauf MS "Stockholm" (IV) 16.480
9b FRITZ HECKERT 1961 Gasturbinenmotorschiff, Neubau   8.115
2b29 F. FREILIGRATH 1965 Ankauf Fracht- und Fahrgastschiff   7.312
9c ARKONA 1985 Ankauf MS "Astor" (1) 18.591
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VÖLKERFREUNDSCHAFT IMO 5383304

1944 bestellt, 1947 in Schweden erbaut, 1948 von der Svenska Amerika Linjen als STOCKHOLM (IV) übernommen und 1956 in eine Havarie mit der ANDREA DORIA involviert, die dem Schiff den Ruf einer unverwüstlichen Schiffslegende einbrachte. 1960 kaufte die DSR das Schiff, um mit der nunmehrigen VÖLKERFREUNDSCHAFT dem DDR-Volk im Rahmen der Gewerkschaften günstige Seereisen bieten zu können.
Das wurde für 25 Jahre durchgezogen, bis das Schiff 1985 nach Norwegen verkauft wurde. Als NORGE und als FRIDTJOF NANSEN nahm sie für vier Jahre ihre Bestimmung als Wohnschiff und Asylantenheim klaglos hin. Dann interessierten sich die Italiener plötzlich für ihren ehemaligen "Stich ins Herz" und holten das Schiff nach Genua. Hier wurde sie als SORRENTO zur ITALIA I total umgebaut, konnte diesen Status aber nicht beibehalten und wurde als ITALIA PRIME in Fahrt gebracht, um später als VALTUR PRIME und CARIBE bekannt zu werden. Dann wurde sie nach Griechenland verholt und lief acht Jahre als geliebte ATHENA über die Meere. Anschließend war sie für Portugal als AZORES unterwegs. Von 2016 an wurde sie als ASTORIA von der CMV für den englischen Kreuzfahrtmarkt in Fahrt gebracht.
Doch 2020 brach die Covid19-Pandemie über die Menschheit herein und zwang viele publikumwirksame Unternehmen zur Aufgabe. Auch die ASTORIA fiel dem zum Opfer, und sie wurde aufgelegt, erst in Tilbury, später im Waalhaven Rotterdam. Dort wartete das Schiff auf seine Zukunft. Es gab diverse Hinweise, vom Wiedereinsatz als PAX bis zum endgültigen Abwracken.
Gent / Rotterdam, 24. Juni 2025 – Eine Ära geht zu Ende: Die ASTORIA, eines der ältesten Kreuzfahrtschiffe der Welt und früher bekannt als STOCKHOLM, wird abgewrackt. Das traditionsreiche Schiff hat sich auf den letzten Weg gemacht – zur Schiffsrecyclingwerft Galloo im Hafen von Gent, wo sie fachgerecht abgewrackt wird. Ein Abgang mit Würde – zumindest ökologisch betrachtet. Die maritime Welt verliert mit der ASTORIA ein einzigartiges Stück Geschichte. Von der goldenen Ära der Ozeandampfer bis zur Neuzeit der Kreuzfahrt – kaum ein Schiff verkörpert die wechselhafte Entwicklung der Passagierschifffahrt so sehr wie dieses. Es geht nicht nur ein weiteres altes Kreuzfahrtschiff verloren – es endet ein Kapitel voller Seefahrtsromantik, Innovation, Dramen und Träume. Die Astoria war mehr als nur ein Schiff – sie war ein schwimmendes Stück Geschichte. (i)
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Das Schiff  erreichte mit  77  Jahren ein wahrhaft "biblisches" Alter!
Nach der DDR-Zeit erlebte das Schiff noch weitere 40 Jahre! Ein Schiff mit drei langen Leben. RIP!
Für Rostock bleibt sie als VÖLKERFREUNDSCHAFT mit der Eröffnung des Überseehafens und mit dem Beginn der Kreuzschifffahrt in der heimischen Chronik ein denkwürdiger maritimer Meilenstein.
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FRITZ HECKERT IMO 5121835

Der zusätzliche Bau dieses FDGB-Urlauberschiffs wurde von Werftarbeitern der MTW Wismar im Juli 1958 in Berlin initiiert. Das Schiff konnte dann zum überwiegenden Teil durch freiwillige Arbeitsleistungen sowie aus Sach- und Geldspenden der DDR-Bevölkerung finanziert werden. Am 1.10.1958 begann die technische Planung, am 30.4.1959 erfolgte der Baubeginn, am 28.11.1959 die Kiellegung auf der Helling der MTW und am 25.6.1960 der Stapellauf mit der Taufe auf den Namen FRITZ HECKERT. Am 1. Mai 1961 erfolgte die offizielle und feierliche Übernahme durch die DSR und der Beginn der Jungfernfahrt.
  • Bereits im November 1967 erreichte das Schiff ein deprimierendes Papier aus der Direktion Technik der DSR in der Art von "technischer Zustand schlechter als dem Schiffsalter entsprechend" mit Aufrechnungen von zu erwartenden Kosten gegen das weitere Betreiben des Schiffs. 1968 wurde sogar die Forderung erhoben, die Turbinenanlage stillzulegen.
  • Zitat: Immer mehr verdichtete sich die Erkenntnis, dass der weitere Einsatz der FRITZ HECKERT volkswirtschaftlich nicht mehr zu verantworten ist. Aber niemand war bereit, dafür den Schwarzen Peter zu kassieren. Aus (i), S. 193, "Das Ende naht"
    So war das damals mit diesem von der DSR nie geforderten Schiff, das auf eine Initiative von Werftarbeitern der MTW und nachfolgenden Aktionen der DDR-Bevölkerung hin entstand. Der FDGB wollte das Schiff, bekam es auch und musste es später aber wegen der fehlenden Reisefreiheit und dem hohen Unterhaltsaufkommen wieder abgeben.
    Das Reisebüro der DDR trennte sich kurzerhand auf kleinem Dienstweg von diesem Teil seines "Außenhandelsmonopols".
    Nicht die bis dahin durchaus funktionstüchtige Technik des Schiffs, sondern deren aufwändiger Unterhalt und somit ökonomischer Betrieb musste in Frage gestellt werden.
  • Nach der Rückkehr von der am 13.10.1970 begonnenen Reise nach Leningrad blieb das Schiff zunächst bis zum 6.11.1970 am Passagierkai in Warnemünde liegen, um an dem Tag mit Schlepperhilfe in den Stadthafen an den Liegeplatz 88 verholt zu werden. Einmal noch ging es im Dezember 1970 in die Werft und im Januar wieder zurück in den Stadthafen Rostock, bevor die amtliche Stilllegung mit Wirkung des 1.1.1971 bekannt wurde.
  • Hier nun wurde das Schiff von der Betriebsberufsschule der DSR zunächst als Wohnheim für Lehrlinge und Studenten sowie als Ausbildungsstätte genutzt.
  • Am 6.7.1971 wurde das Schiff in den Werfthafen der MTW Wismar verholt und war so aus dem Blickfeld von Neugierigen genommen worden. Über Arbeiten am Schiff ist nichts bekannt.
  • Wohl am 30.6.1972 wurde das Schiff nach Stralsund geschleppt, wo es dann fast zwei Jahrzehnte lang zum Stadtbild gehörte, zunächst als Wohnschiff für junge Arbeiter der Volkswerft.
  • 1978 überlegte man, das Schiff nach Äthiopien zu verbringen, um es dort als Wohnschiff für Entwicklungshelfer einzusetzen. Dies kam nicht zur Umsetzung.
  • Ab 1982 wurden Bauarbeiter des Fährhafens Mukran auf dem Schiff untergebracht.
  • Ab 1986 wurden Bauarbeiter des KKW Greifswald auf dem Schiff untergebracht.
  • Anfang 1991 wurde das Schiff für 1 Mio DM verkauft und in Stettin zur Verschleppung in den Persischen Golf vorbereitet. Es diente dann in Dubai unter dem Namen GULF FANTASY wiederum als Wohnschiff.
  • Am 4.3.1999 traf das Schiff in Indien zum Abbruch ein, was in Europa weitgehend unbemerkt ablief.
Das Schiff  wurde mit  38  Jahren beachtlich alt.

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F. FREILIGRATH IMO 5285289

In der Mitte der 1960er Jahre stieg das Ladungs- und Passagieraufkommen zwischen der DDR, Westeuropa und Kuba/Mexiko stark an, sodass sich die DSR entschloss, einen speziellen Fracht- und Passagierschiffsdienst auf dieser Linie einzurichten.
Ein geeignetes Schiff fand sich, als die niederländische Reederei Oranje Lijn, Rotterdam, Nederlande, ihr am 14.9.1953 in Dienst gestelltes Fracht- und Passagierschiff, MS PRINS WILLEM VON ORANJE, zum Verkauf stellte. Das auf der Schiffswerft N.V. Boele's Scheepwerven en Maschinefabrik Bolnes, Rotterdam, Holland, gebaute Kombischiff wurde besichtigt und für geeignet befunden. Die DSR bezahlte als Kaufpreis 490.000 £.
Die Holländer hatten das Schiff im Liniendienst zwischen Rotterdam und Indonesien, also ihrem einstigen Kolonialbesitz, betrieben.
  • Als PRINS WILLEM VAN ORANJE am 14.9.1953 an Maatschappij Zeetransport NV (Oranje Lijn), Mgrs. Antony Veder & Co.
  • 1959 an Oranje Lijn BV, Rotterdam.
  • 23.1.1965 als F. FREILIGRATH an Deutsche Seereederei Rostock mit stets abgekürztem Namen an der Bordwand.
  • 6.11.1973 außer DSR-Dienst. Als FREIJO an Imperator Enterprises Inc. Famagusta (CYP), Mgrs. Johannsen (NOR).
  • 1974 als UNIVERSAL HONOLULU an Universal Honolulu Shp. Co. (PAN), Mgrs. Timber Shp. Agency Pte. Ltd. Singapur.
  • 1976 in AUGUST 8TH umbenannt.
  • Vom 1.10.1977 bis 5.4.1979 Auflieger Singapur Reede.
  • Namensänderung in NIKOLAS, jedoch nicht mehr an der Bordwand erschienen.
  • April 1979 im Schlepp nach Kaohsiung/Taiwan zum Abbruch ab Mai 1979, was ebenfalls in Europa kaum wahrgenomen wurde.
Das Schiff  kam mit  26  Jahren ins nominative Alter!

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ARKONA IMO 8000214

Bereits längere Zeit vor der Außerdienststellung des MS "Völkerfreundschaft" kam die Frage auf, wie es mit den Urlauberschiffen weitergehen sollte. Im Geheimen wurde der Markt nach speziellen Kriterien (Technik, Betriebskosten, Niveau für westliche Vercharterungen, Größe des Schiffes für den Heimathafen Rostock) sondiert. So fiel die Wahl auf die ASTOR (1), ehemaliges "Traumschiff" des ZDF, deren Ankauf recht spektakulär ablief. Denn damals wollte man keine direkten Geschäfte mit der südafrikanischen SAFMARINE abwickeln. Also wurde von Schiffscommerz ein Hamburger Schiffsmakler und von dem wiederum die DAL (Deutsche Afrika-Linie) zum noch immer geheimzuhaltenden Geschäft hinzugezogen. Erst nachdem den Südafrikanern günstig der Neubau der größeren und schnelleren ASTOR (2, IMO 8506373) angeboten wurde, konnte der Ankauf der ASTOR (1) erfolgen. (i)
  • Für die HADAG (Hafendampfschiffahrts-Actien-Gesellschaft Hamburg, seit 1969 HADAG Seetouristik und Fährdienst AG, Hamburg) mit "aufstrebenden Plänen" konzipiert.
  • 29.02.1980 Baubeginn bei HDW Hamburg, 20.05. Kiellegung, 16.12. Aufschwimmen
  • 24.11.1981 Probefahrt, 14.12.1981 Jungfernfahrt ins Mittelmeer als erste ASTOR
  • Der Name kam durch die an der Vermarktung beteiligte Zigarettenfirma REEMTSMA zustande.
  • Doch durchschnittlich knapp 60% Auslastung reichten nicht. 1983 wurde die ASTOR verkauft.
  • 1983-1984 diente diese ASTOR als Kulisse und Drehort für die zweite Staffel der ZDF-Fernsehserie "Das Traumschiff".
  • Am 07.02.1984 erfolgte die Übergabe an die SAFMARINE, die dennoch Millionenverluste bei der HADAG hinterließ.
  • Für die beabsichtigte Linie Großbritanien - Kapstadt wurde das Schiff in der Bauwerft auf die Kapazität von 530 Passagieren umgebaut. Das führte jedoch auch nicht zum kommerziellen Erfolg. Also wurde ein Verkauf der ASTOR erwogen.
  • So kam 1985 der oben beschriebene Transfer SAFMARINE - DAL - DSR zustande. Aber auch die Kommerzielle Koordinierung (AG BKK) des MfS spielte wohl eine Rolle.
  • Indienststellung DSR 28.08.1985 als ARKONA
    Das MS ARKONA war geeignet für die Beförderung von Passagieren als Urlauberschiff des FDGB und für Vercharterungen an Reiseunternehmen.
  • 1990 ging der Feriendienst der Gewerkschaften im vierten Quartal pleite. Er hatte die ARKONA eigentlich bis Mitte 1991 unter Vertrag, die daraufhin zeitweilig auflag. Leistungen der DSR in Millionenhöhe wurden nicht mehr beglichen.
  • 1991 als ARKONA in Vollcharter für "Seetours", Frankfurt/Main
    1991 wurde auch das Kreuzfahrtschiff ARKONA zum Drehort der ersten Folge der Serie "Luv un Lee" des damals noch DDR-Fernsehens.
  • 1994 an DSR, 1. Passagierschiffahrts GmbH, Rostock, KR Deutsche Seetouristik GmbH
  • 02.12.1994, Verlängerung des Chartervertrags mit "Seetours" bis 2000
  • ab 12/1995 mit dem Kranich im Schornstein als neues Reedereizeichen
  • 18.12.1997, als ARKONA an Ariane Shipping Co. Ltd., Monrovia, Liberia, Mgrs. wie zuvor
  • 20.02.2002, als ASTORIA an ASTORIA Shipping Ltd., Nassau, Bahamas, Mgrs. PASSAT Ltd.
  • ...
  • Februar 2010, als SAGA PEARL II an Saga Cruises, Folkestone, GBR
    Die "Saga Pearl II" am 7.8.2010 zur Hanse Sail am Passagierkai Warnemünde:
  • Mai 2012, als QUEST FOR ADVENTURE für Spirit of Adventure Cruises (Saga Cruises), GBR
  • Ende 2013, wieder als SAGA PEARL II für Saga Cruises, Folkestone, UK
  • ...
  • Seit 1. April 2019 als PEARL II benannt, stellte Saga Cruises das Schiff in Portsmouth außer Dienst. Am 2. Mai 2019 wurde sie in Piraeus (GRC) abgelichtet, jedoch menschenleer:

    Neuer Eigner und Manager war vermutlich eine AQUA EXPLORER HOLDINGS LTD - etwa Umbau zum Casinoschiff?
  • Seit Oktober 2019 im Register als "aufgelegt" vermeldet.
  • Juli 2020: Die "Pearl II" sollte auf der Koros Werft, Ambelakia, Salamis, zu einer privaten Luxus-Yacht umgebaut werden.
  • Juli 2022, Meldung beim Vesseltracker:
    Ehemalige Astor auf dem Weg zu abbrechern in Aliaga
Das Schiff  wurde mit  37  Jahren fast doppelt so alt wie normal. RIP!
 
Wir verfolgten das Geschehen um dieses Schiff fast "minutiös", konnten den Abbruch jedoch nicht verhindern. Das bedeutet nur, dass es nun ein gemütliches Kreuzfahrtschiff weniger auf der Welt gibt. Die Luft wird frei für Mega-PAXes für tausende Passagiere, deren Sinn sich mir einfach nicht ergibt. Beim Besuch der Karl-May-Spiele am Kalkberg in Bad Segeberg stellte ich mir beim Anblick der vielen Menschen (ca. 8.000) kurz die Kapazität solcher Schiffe vor, mit allem Drum und Dran. Unblaublich!

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Idee und Realisierung von ABa, webmaster@seeleute-rostock.de, im Juli 2025
Quellen:.
'Kreuzfahrt zu DDR-Zeiten, Die Geschichte der "Völkerfreundschaft"', Reiner Frank, NNN-Lokales, 14.5.2025;
"ship recycling", Email von sylvie.sarlet@galloo.com, 18.8.2025;
Webseiten: Vier Beiträge auf http://www.seeleute-rostock.de/?Urlauberschiffe
mit den dort genannten Quellenhinweisen sowie
TradeWinds.com, kreuzfahrttester.com und YouTube.
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"Die Passagierschiffe der DSR, die Abschiede": Seeleute Rostock e.V., August 2025

   

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  06.09.2025  
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