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Fracht- und Fahrgastschiff 1965

MS "F. FREILIGRATH"

Reeder & Manager: DSR Rostock | Heimathafen: Rostock

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Passagier- und Frachtschiff MS "F. Freiligrath" DHZX ex "Prins Willem van Oranje"
Foto: DSR/-Ansichtskarte | Sammlung: Reinhard Lachs, Rostock | Digitalisat: ABa, Hamburg
In der Mitte der 60er Jahre stieg das Ladungs- und Passagieraufkommen zwischen der DDR, Westeuropa und Kuba/Mexiko stark an, sodass sich die DSR entschloss, einen speziellen Fracht- und Passagierschiffsdienst auf dieser Linie einzurichten.
Ein geeignetes Schiff fand sich, als die niederländische Reederei Maatschappij Zeetransport NV. (Oranje Lijn), Rotterdam, Nederlande, Mgr. A. Veder & Co., ihr am 14.9.1953 in Dienst gestelltes Fracht- und Passagierschiff, MS PRINS WILLEM VON ORANJE, zum Verkauf stellte. Das 1953 auf der Schiffswerft N.V. Boele's Scheepwerven en Maschinefabrik Bolnes, Rotterdam, Holland, gebaute Kombischiff, Bau-Nr. 949, wurde besichtigt und für geeignet befunden. Die DSR bezahlte als Kaufpreis 490.000 £.
Die Holländer hatten das Schiff im Liniendienst zwischen Rotterdam und Indonesien, also ihrem einstigen Kolonialbesitz, betrieben.
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Grafik: Wolfgang Kramer, Rostock | Sammlung: (2) | Repro: (w)
Technische Daten:
Registriernummer IMO 5285289
Schiffstyp Fracht- und Fahrgastschiff
Bauwerft N.V. Boele's Scheepwerven en Maschinefabrik Bolnes, Rotterdam, Niederlande
Baunummer 949
Baujahr 1953
Indienststellung DSR 25.01.1965
Rufzeichen DSR -1980 / + DHZX / -
LR-Klasse 100 A 1 (Ice), durch DSRK neu klassifiziert
Passagiere / Besatzung 58 / 68 Personen
Länge über alles 140,79 m
Länge zwischen den Loten 131,08 m
Breite auf Mittelspant   18,89 m
Seitenhöhe bis Oberdeck   10,06 m
Tiefgang beladen     7,87 m
Geschwindigkeit   19 kn (max)
  17 kn (Dienst)
Fahrtbereich 14.000 sm
Verdrängung 12.065 t
Gewicht, leer & betriebsklar   4.757 t
Tragfähigkeit   7.308 tdw
Ladefähigkeit   5.349 t
Vermessung   7.312 BRT | 4.163 NRT
Hauptmaschine Ein einfachwirkender, direkt umsteuerbarer 12-Zylinder-2-Takt- Dieselmotor in Kreuzkopfkonstruktion mit Aufladung
Motorentyp / Hersteller KEBS 6812/125 / Werkspoor Amsterdam
   Motorenleistung 9.600 PSe
   Motorendrehzahl 125 U/min
Kraftübertragung Über Schraubenwelle direkt an den Propeller
Propeller Ein Bronzepropeller; D = 5,39 m; Fa. Lips/NLD
Ein Ersatz-Propeller; D = 4,78 m; Fa. Lips/NLD
Ruderanlage Ein Halbbalanceruder mit ca. 14 m² Ruderfläche und elektrischer Rudermaschine (2 Motoren über 1 Quadranten)
Stromerzeugung 4x TMA Werkspoor; 390 PS/260 kW
1x Crompton; 45 kW (Hafendiesel)
1x Kromhout; 32 kW (Notdiesel)
Bordnetz 220 V Gleichstrom
Dampferzeugung Ein Abgas- und ein Hilfskessel; beide von Werkspoor
Luken und Laderäume 5 Luken
5 Laderäume mit je 2 Zwischendecks
2 Kühlräume
Lukenabdeckung Holzlukendeckel mit Persenning, Verschlusslatten und -keilen
Lukenkapazität 11.557 m² Getreideladung
11.120 m² Ballenladung
Lukenbelüftung 20 elektrische Ventilatoren (4 für jede Luke) für 17fachen Luft- wechsel pro Stunde
Umschlageinrichtungen 10x   5-t-Ladebäume und
  4x 10-t-Ladebäume
14x   5-t-Ladewinden
Außerdienststellung DSR 06.11.1973
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Das Fracht- und Fahrgastschiff F. FREILIGRATH in der Mercantile-Werft von Antwerpen
Foto: DSR-Archiv, (1) | Repro: (w)
Das Ein-Schrauben-Fracht- und -Passagierschiff war als geschlossener Schutzdecker mit hochgezogener Back, mittschiffs liegenden Aufbauten und einem Deckshaus auf dem Achterschiff ausgeführt. Das kombinierte Fracht- und Passagierschiff war geeignet für den Transport von loser Ladung und Stückgut mit Ausnahme von Erz und konnte 58 Passagiere an Bord nehmen.
Sie hatte zwei durchlaufende Zwischendecks und ein halbes Zwischendeck, welches von der Brücke zum Kollionsschott verlief. Passagiere, Offiziere, Ingenieure und das Wirtschaftspersonal waren mittschiffs untergebracht. Unteroffiziere und Mannschaften wohnten achtern.
Das Schiff war mit einem Tieftank für flüssige Ladung ausgerüstet. Der Schiffskörper war durch sieben wasserdichte Schotten unterteilt in acht Abteilungen: Vorpiek, Luke I bis III, Maschinenraum, Luke IV und V und Achterpiek. Das Schiff war im Querspantensystem gebaut und voll genietet.
Die Besatzung war in 17 Einmannkammern und 21 Doppelkammern untergebracht, zwei Kojen befanden sich im Hospital, eine weitere Koje in der Lotsenkammer. Die Offiziersmesse hatte 16 Plätze, die Mannschaftsmesse 22 Plätze. Im Mannschaftsclubraum fanden 20 Seeleute Platz, in der Messe für Wirtschaftspersonal waren 16 Plätze. Für die Passagiere standen 3 Einzelkabinen, 14 Doppelkabinen und 9 Drei-Bett-Kabinen mit insgesamt 58 Plätzen zur Verfügung. Der Speiseraum für die Passagiere enthielt 64 Plätze, der Tagessalon für die Passagiere hatte 40 Plätze. In der Bar fanden 22 Gäste Platz.
Das Schiff war mit einem modernen Navigationssystem und technischen Einrichtungen ausgerüstet, wie beispielsweise 2 Maschinentelegrafen, 2 Alarmsysteme, Wellenumdrehungsanzeiger, 1 Kreiselmutterkompass mit 3 Töchterkompassen, Magnetkompass, Echolog, Echolot usw. Gleiches gilt für die funktechnische und Radioausrüstung.
Beheizung und Ventilation erfolgte mit Warmluft und zusätzlicher Dampfheizung. Für die Fahrt in die Tropen war keine Klimaanlage vorhanden. Der Brandbekämpfung dienten die damals üblichen Standardanlagen (Sprinkler und Schaum). An Rettungsmitteln waren 4x Rettungsboote (Holz geklinkert), davon 1x Motorrettungsboot für insgesamt 200 Personen vorhanden. Ein Arbeitsboot wurde mitgeführt.
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FFMS "F. Freiligrath" im Überseehafen Rostock
Foto-Schäfer Warnemünde | Archiv: SSM, Rostock fremdlink.gif | Repro: (w)
Besonderheiten:
  • Der Schiffsname F. FREILIGRATH steht für den deutschen Lyriker und Übersetzer Ferdinand Freiligrath (* 17. Juni 1810 - † 18. März 1876).
  • Mit diesem schönen, liebevoll "Weißer Schwan der Karibik" genannten Kombischiff wurde der zu der Zeit steigende Bedarf an Passagierreisen von und nach Kuba abgedeckt.
  • Das als schnell bekannte Schiff fuhr für den Gemeinschaftsdienst CUBALCO.
  • Das Schiff war bei der DSR-Indienststellung bereits 12 Jahre alt und wurde vorher nie geschont.
  • Der komplett weiße Anstrich erforderte einen hohen Pflegeaufwand, der bei einer schnellen Hafenfolge und in der Nordatlantikfahrt nur mühsam zu bewältigen war.
  • Der 12-Zylinder-Hauptmotor war eine einmalige Ausführung, so dass er neben dem hohen Arbeitsaufwand im Schiffsbetriebsdienst auch Probleme in der Ersatzteilbeschaffung und hohe Reparaturkosten mit sich brachte.
  • Der Großteil der Mannschaft besaß keine Erfahrung in der Passagierschifffahrt.
  • So nach und nach wurden durch die Besatzung alle technischen Schwierigkeiten aufgedeckt und abgestellt, so dass aus der F. FREILIGRATH wieder ein ordentliches Schiff wurde.
  • In Antwerpen wurde mal im Verlaufe einer Mittagspause der Vorsteven mit einer DDR-feindlichen Losung beschmiert.
  • Auf der Ausreise 7/65 sollte in Vlissingen innerhalb von 36 Stunden der Propeller gewechselt werden, aber es wurden dann 110 Stunden. Nach der Heimreise 8/65 schätzte Kpt. Leutholdt ein, dass es keine Reise eines Linienschiffes gewesen sei, sondern die eines regulären Frachtschiffs.
  • Das Verhalten junger Passagiere von Kuba nach Europa war für Mitreisende und für das Schiff desaströs. Mehr dazu wie zu allen Besonderheiten ist in (2) nachzulesen.
  • 1970 wurde das Schiff als normaler Frachter neu vermessen. Die bisherigen 2.-Klasse-Kabinen standen nun der Besatzung zur Verfügung, besonders für Leute aus dem Achterschiff nahe der Rudermaschine. Nun waren nur noch 10 Passagierplätze vorhanden.
  • Man sah an Bord durchaus Möglichkeiten für die Entwicklung der Komplexbrigade und sogar Chancen für die Bildung einer Komplexbesatzung.
  • Am 24.1.1973 war sie mit einer Spendenladung nach der für ein DSR-Schiff erstmaligen Passage durch die Magellan-Straße fast ohne Lotsen (Kpt. Rudolf Dräger) das erste DSR-Schiff in Valparaiso in Chile und erntete dort große Aufmerksamkeit sowohl von demokratischer als auch von militanter Seite. Danach lief sie noch die Häfen Antofagasta und Concepcion sowie Talcahuano und Barquito an, um Kupfer für Europa zu laden. Am 23.3.1973 lief das Schiff wieder in den Rostocker Überseehafen ein.
    Am 11.9.1973 kam es zum Militärputsch gegen die Regierung mit Präsident Allende.
  • Am 6.11.1973 wurde das Schiff von der DSR außer Dienst gestellt und an die norwegische Reederei Johannsen verkauft. Der neue Name war FREIJO.
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Weitere Fotos:
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Abbildungen/Fotos/Sammlungen:
- Dick Gorter, NLD / Bilddatei: Eddie Bor, NLD
- DSR-Archiv, Rostock / Reinhard Lachs, Rostock
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Zum Verbleib der "F. Freiligrath":
  • Als PRINS WILLEM VAN ORANJE am 14.9.1953 an Maatschappij Zeetransport NV (Oranje Lijn), Mgrs. Antony Veder & Co.
  • 1959 an Oranje Lijn BV, Rotterdam.
  • 23.1.1965 als F. FREILIGRATH an Deutsche Seereederei Rostock mit stets abgekürztem Namen auf der Bordwand.
  • 6.11.1973 außer DSR-Dienst. Als FREIJO an Imperator Enterprises Inc. Famagusta (CYP), Mgrs. Johannsen (NOR).
  • 1974 als UNIVERSAL HONOLULU an Universal Honolulu Shp. Co. (PAN), Mgrs. Timber Shp. Agency Pte. Ltd. Singapur.
  • 1976 in AUGUST 8TH umbenannt.
  • Vom 1.10.1977 bis 5.4.1979 Auflieger Singapur Reede.
  • Namensänderung in NIKOLAS, jedoch nicht mehr auf der Bordwand erschienen.
  • April 1979 im Schlepp nach Kaohsiung/Taiwan zum Abbruch ab Mai 1979.
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Von Erlebnissen an Bord:
Das Schiff als Nachbildung:
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Quellen: (1) DSR-Schiffstypenkatalog, DSR, Rostock, 1965
(2) "Vom Urlauberschiff zum Luxusliner", Gerd Peters, Koehler Hamburg, 2005
Grafiken: Oben bzw. bei den jeweiligen Abbildungen angegeben
Fotos: Oben bzw. bei den jeweiligen Fotos angegeben
Fotoshow mit Shadowbox, © 2007-2010 M.J.I. Jackson
Webseite: Für Schiffe (der DSR 1952 - 1990) - (w) ABa, Hamburg
Großen Dank allen Beteiligten für die freundliche Unterstützung!
Wir nehmen eure Begebenheiten und Fotos immer gerne entgegen!
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MS "F. FREILIGRATH": Seeleute Rostock e.V., Februar 2020

   

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  08.02.2020  
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