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Ladefähigkeit

Käpt'ns Erklärung dieser Eigenschaft eines Schiffes
Stand der abgebildeten Technik (bei DSR): etwa von 1965 bis 1977
 
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Ladebetrieb mit Bordgeschirr auf MS FREUNDSCHAFT 1971-74 (vgl. Typ-IV)
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Straßenhobel und Bagger als Ladung, MS HEINZ KAPELLE 1966, Belawan/Indonesien (vgl. Typ-X)
Fotos: Dietrich Dressel (links), Reinhard Lachs (rechts)
 
Wie viel Ladung kann denn so ein offener, schwimmender Kastenträger eigentlich transportieren?

Physikalisch betrachtet ist mit "Kastenträger" das Schiff allgemein zu sehen. Nun, die Frage lässt sich leicht beantworten, gehen wir vom Standard-Stückgutschiff (general cargo liner) der 1960er Jahre aus. Es hatte folgende Hauptdaten: Länge 150 m, Breite 20 m, Seitenhöhe 11 - 12 m, eine Verdrängung von 15.000 t und eine Tragfähigkeit (tdw) von 10.000 t. Man nannte diesen Schiffstyp auch allgemein ein 10.000-Tonnen-Schiff. Legen wir nun grob das geldbringende Volumen eines Schiffes in Form eines geometrischen Prismas fest, so ergibt sich das uns zur Verfügung stehende Laderaumvolumen mit den Abmessungen 80 m x 18 m x 10 m.   Das sind natürlich nur Näherungswerte für die Vorstellungskraft eines Laien. Subtrahieren wir nun von der Tragfähigkeit noch die Betriebsstoffe, Proviant und Ausrüstung, dann geht so ein 10.000-t-Schiff mit ca. 8.000 t Ladung und mit einer Laderaumkapazität von ca. 14.000 m³ in das Cargo-Allotment der Makler und Ablader in den verschiedenen Ladehäfen. Und hier setzt dann das "hohe C" der Stückgutfahrt im Linienverkehr an. Hochseefischerei erfordert seemännisches Können und handwerkliches Geschick - aber Stückgutfahrt verlangt gute Seemannschaft, sie ist eine Kunst, die man in der Praxis erfahren und erlernen muss.

Nun transportiert ja so ein general cargo liner nicht nur Fässer, Kisten, Ausrüstungen und ähnliches, sondern auch Massen-/Schüttgüter und cereal products (landwirtschaftliche Erzeugnisse). Die Masse bleibt gleich, aber das Laderaumvolumen vergrößert sich um ca. 1.000 - 1.500 m³. Die Stauraumverluste bei Massengütern sind bedeutend geringer als bei Stückgütern. So benötigt z.B. eine Tonne LKW-Reifen einen Stauraum von 3 - 6 m³ und eine Tonne Getreide nur 1,7 m³ als Bulkladung. Die Staufaktoren der Güter sind ein nicht zu unterschätzender Faktor bei der Beladung eines Schiffes. Dieser Faktor gibt an, wieviel Stauraum in cbf oder m³ eine Tonne Ladung benötigt. Vor 30 Jahren musste man also ganz schön rechnen und kalkulieren, und das alles mit Bleistift und Rechenschieber. Aber das ist ein ganz anderes Kapitel!
 
Zur guten Darstellung des Unterschiedes zwischen Stückgut und Ballenladung (homogene Ladung) hier ein paar weitere Bilder. Man sieht einmal die gute Laderaumauslastung, den geringen Stauraumverlust, und dagegen bei den 3er BMWs die hohen Verluste und ihr kompliziertes Stauen.
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Fotos: KHZ (5)
 
 
Fotos: jeweils oben angegeben
Beitrag: Kpt. KHZ, Rostock, 2011

"Ladefähigkeit": Seeleute Rostock e.V., Juli 2011
 
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